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Corona Notfonds für Studierende in Not
Motiv: Im März 2020 hat die Corona Pandemie auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena vor große Herausforderungen gestellt. Die Studierenden waren finanziell schwer getroffen. Sie konnten ihre Nebenjobs nicht mehr ausüben und damit ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren. Die Mensen wurden geschlossen, die Versorgung ohne Studierendenwerk wurde teurer und die Unterstützung durch die Eltern fiel oft weg. Studierende mit Kindern gerieten in besondere Notlagen. Noch mehr waren internationale Studierende betroffen – gerade sie konnten nicht auf ihre Eltern in noch schwerer betroffenen Krisengebieten zurückgreifen und waren in Deutschland gestrandet. Sie wandten sich hilfesuchend an die Universität. Staatliche Hilfe von Land und Bund war nicht in Sicht. Spendenziel und Hindernisse:
Mindestens 50.000 Euro wurden umgehend benötigt, um den ärgsten Notfällen mit 450 € Soforthilfe beizustehen. Weder die Universität noch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität hatten bis dahin jedoch eine professionelle Fundraisingkampagne durchgeführt. Der Verein lebte von den Mitgliedsbeiträgen und einem Spendenbrief der jährlich zu Jahresende an die Mitglieder verschickt wird. Die Jahresspenden waren im unteren vierstelligen Bereich. Die Webseite des Vereins war veraltet. Ein weiteres Hindernis stand im Weg: die Satzung selbst sah keine Studentenhilfe vor und musste von der Mitgliederversammlung geändert werden.
Kampagne: Akteure: Schnell stand fest, dass das Spendenziel nur erreicht werden konnte, wenn die Universitätsleitung, die Mitarbeiter der Universität und der Freundesverein gemeinsam an einem Strang ziehen. Es wurde ein Kampagnen-Team aus Mitgliedern des Vereins und der Universität gebildet, das eine Spendenkampagne entwickelte und umsetzte. Der Präsident der Universität, der Vorsitzende des Vereins und die Leiterin der Kommunikation agierten als Fundraiser. Die Referentin des Präsidenten leitete ein Team von Freiwilligen das, die die Arbeit im Backoffice übernahmen und etwa die Spendenakquise über paypal und eine neue Webseite für den Freundesverein aufbauten.
Stille Phase: Im ersten Schritt wurden Erstspender und Schirmherren für die Aktion gesucht. Die ehemaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Christine Lieberknecht erklärten sich rasch bereit, den Spendenaufruf zu unterstützen. In einer mehrtägigen Telefonaktionen wurden dann prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft angesprochen, um den Spendenaufruf als Botschafter/innen zu unterstützen. Nach wenigen Tagen waren so bereits 45.000 Euro an Spendenzusagen erzielt.
Öffentliche Kampagne: Im nächsten Schritt erfolgte der öffentliche Spendenaufruf im Medienmix: Pressemitteilung, Direktmailings (Mitglieder der Freunde und Förderer, Beschäftigte der Universität, Absolventen), Soziale Medien (Facebook, Instagram. LinkedIn, twitter, blog), Webseite. Daneben erfolgten weiter persönliche Ansprachen von Professorinnen und Professoren und Absolventinnen und Absolventen der Universität. Medienberichte (Presse, Radio, TV, Online-Medien) folgten.
Stewardship: Die Pflege der Spenderinnen und Spender – Danke zu sagen –, darauf wurde von Beginn an allergrößten Wert gelegt. Es wurde ein mehrstufiger Prozess dazu geplant, der neben dem ersten Dank binnen 24 Stunden auch öffentliche Danksagungen von Studierenden in Videoclips auf der Webseite und als Beilage zur Spendenquittung vorsah. Die Spendenquittungen wurden allen binnen 14-Tagen zugesandt.
Ergebnis: Spendenergebnis: In der heißen Phase der Kampagne von März bis Juni wurden 160.000 Euro gesammelt. Insgesamt wurden bis Ende 2020 174.831 Euro für den Notfonds gespendet Das Spendenziel wurde damit um mehr als 300% überschritten. Es haben 1066 Personen gespendet. Die Beträge variierten dabei von 5 € bis 5.000 Euro. Gespendet haben neben den Mitgliedern der Freunde und Förderer Angehörige und Freunde der Universität von Studierenden über Ehemalige bis zu Bürger/innen, die selbst keine direkte Verbindung zur Universität haben. Mehr als 350 Studierenden konnte mit dem Notfonds geholfen werden.
Konsequenzen: Sowohl der Verein der Freunde und Förderer als auch die Universität waren von der Wirksamkeit der Kampagne überrascht und begeistert. Die Universität plant nun den Aufbau eines Bereichs Fundraising, der gemeinsam mit dem Verein der Freunde und Förderer die Spendenakquise für Wissenschaft, Bildung und Studierende in Not weiter professionalisiert, die Spender/innen pflegt und neue Spender/innen aktiviert. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Jena hat mit der Kampagne massiv an Bekanntheit und Ansehen in der Universität gewonnen. Dies soll 2021 für eine Mitgliederkampagne genutzt und die Bekanntheit damit weiter gesteigert werden. Die neue Webseite des Vereins, die in der Kampagne aufgebaut wurde soll mit weiteren aktuellen Medien (Flyer, Social-Media-Auftritt) ergänzt werden.
Fazit: Alles in allem wurde nicht nur das Spendenziel um ein Vielfaches übertroffen und den Studierenden aus ihrer Not geholfen, sondern der Verein der Freunde und Förderer wurde dadurch erneuert und das Fundraising der Universität professionalisiert.